Auch wenn partizipative Verfahren erheblich dazu beitragen können die Akzeptanz von Innovationen zu verbessern, sind sie kein „Allheilmittel“. Zum einen lässt sich Akzeptanz nur bis zu einem gewissen Grad steigern: Auch mit den besten Methoden wird grundsätzliche Kritik an einer Innovation nur in den seltensten Fällen völlig zu beheben sein. Partizipation kann im besten Fall aufklären, Missverständnissen vorbeugen und helfen, die Innovation so zu gestalten, dass Widerstände möglichst gering gehalten werden und Anwender*innen maximalen Nutzen daraus ziehen können.
Zudem gibt es auch bei der Anwendung partizipativer Methoden Grenzen. Diese werden einerseits durch Kosten und Zeit verursacht: Für einen Beteiligungsprozess stehen normalerweise begrenzte Ressourcen zur Verfügung, er kann also niemals völlig perfektioniert werden.
[1] Fehlendes Interesse der zu beteiligenden Akteure oder begrenzte (finanzielle oder zeitliche) Ressourcen derselben können außerdem zu mangelnder Beteiligung führen und die Wirksamkeit somit reduzieren.
[2] Auch die zu häufige Durchführung von partizipativen Verfahren kann Partizipationsmüdigkeit und somit geringe Beteiligung zur Folge haben.
[3]
Eine weitere Grenze besteht bei vielen Verfahren darin, dass Akteure nicht über ausreichend Fachkenntnis verfügen, um sich an teilweise sehr technischen Debatten zu beteiligen.
[4] Umgekehrt können auch nicht verhandelbare Positionen oder Akteure mit Vetorecht die Möglichkeiten der Teilnehmenden auf Einflussnahme und somit die Effektivität der Partizipation begrenzen.
[5] Gruppendynamiken können bewirken, dass die Meinungen von Minderheiten nicht geäußert werden, wodurch ein „falscher Konsens“ gefunden wird.
[6] Ebenso kann ungleich verteilter Einfluss (durch Unterschiede in Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft etc.) dazu führen, dass bestimmte Akteure sich nicht beteiligen oder übergangen werden.
[7] Negative Gruppendynamiken können durch eine erfahrene und neutrale Moderationsperson vermieden werden.
Auch die Auswahl der Teilnehmenden hat ihre Grenzen. Einerseits kann es auch bei gründlicher Voranalyse passieren, dass Akteure vergessen und somit nicht eingeladen werden. Andererseits ist es meist auch schlicht nicht möglich, alle Akteure bzw. Akteursgruppen zu beteiligen.
[8] Somit bleiben die Ergebnisse partizipativer Verfahren zwangsläufig unvollkommen.
Nicht zuletzt können partizipative Verfahren Akzeptanz sogar verringern und Widerstände erzeugen, nämlich dann, wenn sie falsch eingesetzt werden und Zielsetzung oder Durchführung nicht von allen Beteiligten anerkannt werden.
[9] Auch ein unterschiedliches Verständnis über das Ausmaß möglicher Einflussnahme kann zu Akzeptanzverlusten führen, wenn Teilnehmende mehr Einflussmöglichkeiten erwarten als sie letztendlich erhalten.
[10] Somit ist Partizipation nicht per se „gut“. Halbherziger oder der Situation nicht angemessener Einsatz partizipativer Verfahren kann zu Ablehnung und Konflikten führen.
[11] Um dies zu vermeiden, sollte die Planung und Durchführung von Partizipationsmaßnahmen erfahrenen Personen überlassen werden.
Literatur
[1] Luyet, Vincent, Schlaepfer, Rodolphe, Parlange, Marc B. und Buttler, Alexandre: A framework to implement
Stakeholder participation in environmental projects. Journal of Environmental Management 111 (2012): 217;
Davidson, Scott: Spinning the Wheel of Empowerment. Community Planning, April 1998, S. 14.
[2] Sauer, Alexandra, Luz, Frieder, Suda, Michael und Weiland, Ulrike: Steigerung der Akzeptanz von FFH-Gebieten. BfNSkripten
144 (2005): 89;
Davidson, Scott: Spinning the Wheel of Empowerment. Community Planning, April 1998, S. 14.
[3] Reed, Mark S.: Stakeholder participation for environmental management. A literature review. Biological
Conservation 141 (2008): 2420.
[4] Reed, Mark S.: Stakeholder participation for environmental management. A literature review. Biological
Conservation 141 (2008): 2421.
[5] Reed, Mark S.: Stakeholder participation for environmental management. A literature review. Biological
Conservation 141 (2008): 2421.
[6] Reed, Mark S.: Stakeholder participation for environmental management. A literature review. Biological
Conservation 141 (2008): 2420.
[7] Reed, Mark S.: Stakeholder participation for environmental management. A literature review. Biological
Conservation 141 (2008): 2422.
[8] Reed, Mark S.: Stakeholder participation for environmental management. A literature review. Biological
Conservation 141 (2008): 2423.
[9] Sauer, Alexandra, Luz, Frieder, Suda, Michael und Weiland, Ulrike: Steigerung der Akzeptanz von FFH-Gebieten. BfNSkripten
144 (2005): 138.
[10] Sauer, Alexandra, Luz, Frieder, Suda, Michael und Weiland, Ulrike: Steigerung der Akzeptanz von FFH-Gebieten.
BfN-Skripten 144 (2005): 142.
[11] Sauer, Alexandra, Luz, Frieder, Suda, Michael und Weiland, Ulrike: Steigerung der Akzeptanz von FFH-Gebieten.
BfN-Skripten 144 (2005): 87.