1. Was ist mit „Akzeptanz als Zyklus“ gemeint?
In diesem Factsheet wird keine konkrete Einzelmethode beschrieben, sondern eine komplexe Vorgehensweise. Es soll dazu dienen, ein Verständnis für den Gesamtzusammenhang zwischen der Akzeptanz und dem Projektverlauf aufzuzeigen. Die Erhebung der Akzeptanz und die Akzeptanzsteigerung werden dabei nicht als einmalige Maßnahmen, sondern als Zyklus verstanden. Innovationen entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter und mit dieser Entwicklung kann sich auch die Akzeptanz verändern [1, 2]. Einmalige Akzeptanzstudien sind jedoch meistens nur Momentaufnahmen und können diese Veränderungen nicht erfassen. Um einen umfassenden und zeitunabhängigen Überblick über die Akzeptanz der Innovation zu erhalten, sollten deshalb nach bestimmten Zeitspannen wiederholte Untersuchungen durchgeführt werden. Entsprechend der Ergebnisse müssen dann wiederum bereits getroffene Akzeptanzentscheidungen angepasst werden [1, 2]. Besonders wichtig ist, dieses zyklische Verständnis der Akzeptanz bei flächengebundenen Projekten, bei denen ein Nachhaltigkeitsziel durch verschiedene Innovationen und deren Zusammenschluss, also durch eine Gesamtstrategie, erreicht werden kann (siehe Abbildung).
Beispiel:
Nachhaltigkeitsziel: Schutz von blütenreichen Bergwiesen, die wegen fehlender Rentabilität aus der Nutzung zu fallen drohen, als wertvolle Kulturlandschaft
Einzelne innovative Ideen sind z. B.:
- Zusammenschluss der Einzelflächen und kooperative Bewirtschaftung durch Freiwillige,
- Erlebnistourismus / Aktivurlaub mit Pflege der Wiesen,
- neue Beweidungskonzepte
Einzelinnovationen können alle in Teilen zum Nachhaltigkeitsziel beitragen, aber die Höhe der Akzeptanz und zu welchen Anteilen sie jeweils zum Ziel beitragen ist noch unbekannt
Gesamtstrategie = Zusammenschluss der innovativen Ideen
2. Wie kann man mit dem Konzept „Akzeptanz als Zyklus“ die Akzeptanz steigern?
Wenn die Analyse und die Steigerung der Akzeptanz als kontinuierliche Aufgaben betrachtet werden, können schon während des Projektverlaufs die Nachhaltigkeitsstrategie angepasst und Nachjustierungen an der Innovation vorgenommen werden. Dadurch ist es möglich, Veränderungen im Akzeptanzverhalten zu berücksichtigen. Bei der wiederholten Erhebung der Akzeptanz und der anschließenden Reflektion und Überarbeitung der Gesamtstrategie oder des Konzeptes können alle Schritte eine akzeptanzsteigernde Wirkung haben. Akzeptanzsteigernde Maßnahmen werden also direkt miteinbezogen und können fortlaufend an den jeweiligen Bedarf angepasst werden.
Das Konzept „Akzeptanz als Zyklus“ zielt auf eine langfristige und nachhaltige Akzeptanz ab. Da die Akteure in die verschiedenen Schritte (z. B. Reflektion, Anpassung der Innovation, Einbringung eigener Ideen) miteinbezogen werden, kann es nicht nur die Akzeptanz erhöhen, sondern bietet auch Akteuren die Möglichkeit, proaktiv tätig werden. Sie können somit selbst zu Innovator*innen werden, anstatt nur Nutzer*innen zu bleiben.
3. Planung, Durchführung und Nachbereitung
In der Praxis wirkt sich das Konzept des Akzeptanzzyklus vor allem auf die methodische Vorgehensweise aus. Es wird ein Zusammenschluss aus vielen Einzelerhebungen benötigt, wobei sich die Phasen der Erhebung, Reflexion und Anpassung abwechseln und immer wieder wiederholen (siehe Abbildung).
Folgende Schritte können für die Planung und Durchführung Orientierung geben:
- Erster Entwurf der Gesamtstrategie / Innovation und Vorüberlegungen zur Akzeptanzanalyse (hilfreiche Fragestellungen für die Vorüberlegungen finden Sie in Modul 1)
- Durchführung einer ersten Akzeptanzstudie zur Innovation, inkl. Auswertung und Dokumentation (eine Auswahl an Analysemethoden sind in Modul 1 zu finden)
- Reflektion, wie die Ergebnisse sich zum Nachhaltigkeitsziel verhalten und sich (bei flächengebundenen oder landschaftsbezogenen Projekten) räumlich einordnen lassen
- Anpassung der Innovation und Gesamtstrategie auf Basis der Ergebnisse durch Nutzung partizipativer Verfahren (z. B. Innovationsworkshop oder Partizipatives GIS)
- Ggf. Integration anderer innovativer Ideen in die Gesamtstrategie
- Der Zyklus beginnt von vorn: Erneute Durchführung einer Akzeptanzstudie entweder (1) zu einem späteren Zeitpunkt (wenn eine Veränderung der Akzeptanz erwartet wird); (2) mit anderen Akteursgruppen oder einem größeren Personenkreis, die sich nach der Reflektion als wichtig für die Umsetzung der Innovation herauskristallisiert haben; (3) zur angepassten/veränderten Innovation oder (4) zu einer neu entwickelten innovativen Idee.
4. Was zu beachten ist
Die besondere Herausforderung der Vorgehensweise „Akzeptanz als Zyklus“ ist, dass sie sich nicht durch eine einmalige Planung abschließen lässt. Stattdessen ist eine regelmäßige Reflektion des gesamten Prozesses mit erneuten Anpassungen und wiederholten Akzeptanzanalysen nötig. Dieses Vorgehen nimmt nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern setzt auch hohe Planungskompetenzen sowie eine gute Reflektions- und Teamfähigkeit der Beteiligten voraus. Deswegen sollte der Zyklus am besten von erfahrenen Planer*innen und Innovationskoordinator*innen koordiniert werden. Zudem ist eine gute Kenntnis der Akteurskonstellation und Gebietsentwicklung nötig.
5. Ressourcenaufwand
Durch den hohen Zeitaufwand ist eine zyklische Vorgehensweise auch kostenintensiv. Dies kann problematisch sein, da diese Ressourcen oft nicht vorhanden sind. Sollte es jedoch möglich sein, die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen, können die Innovation bzw. die Gesamtstrategie und deren Akzeptanz davon stark profitieren.